Furnierherstellung
Die Furnierherstellung ist die dekorativste und gleichzeitig sparsamste Produktionstechnik, um hochwertige Oberflächenmaterialien aus Echtholz herzustellen. Nur die besten Hölzer werden zur Herstellung von Furnier verwendet. Dank der hochtechnisierten und anspruchsvollen Produktion wird das kreative Potential, das der Werkstoff Holz bietet, in seiner ganzen Bandbreite ausgeschöpft.
DAMALS: Die ältesten Belegstücke für die Anwendung von Furnieren stammen aus der Blütezeit des alten Ägypten. Unter Mitverwendung von Metallen und Edelsteinen wurden Furniere ausgesuchter Holzarten zu kostbaren Prunk- und Schmuckstücken von eindrucksvoller dekorativer Wirkung verarbeitet. Der bekannteste Kunstgegenstand aus dieser Zeit ist die große Truhe aus dem Grabe TUT-ENCH-AMUNS (um 1350 v. Chr.). Sie besteht aus Zedernholz und ist mit Elfenbein und Ebenholz belegt. Aus dem griechischen Altertum sind nur wenig Möbelstücke überliefert. Man war sich damals aber bereits im klaren darüber, dass sich Flächen bei Verwendung eines geeigneten Blindholzes, auf das ein Furnier aufgebracht wird, weniger werfen als massive Edelholzbretter. Aus den römischen Schriften PLINIUS des Älteren (23 bis 79 n. Chr.) wissen wir, dass den damaligen Meistern neben der Furniertechnik auch die Absperrung durch dünne Brettchen wohl bekannt war.
HEUTE: Moderne Produktionstechnik ermöglicht eine vielfältige Aufarbeitung des Holzes zu Furnieren. Die Furnierherstellung verläuft heute hochautomatisiert. Sie erfolgt in mehreren Schritten: Dem Rundholzeinkauf und Lagern, Ablängen, Zurichten und Entrinden, Dämpfen und Kochen, Messern und Schälen, Trocknen, Beschneiden und Bündeln.
Rundholzeinkauf und Lagern
Den Rohstoff Holz beziehen Furnierwerke aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Nachhaltigkeit bedeutet, dass nicht mehr Holz eingeschlagen werden darf, als nachwächst, unter gleichzeitiger Schonung von Boden, Tier - und Pflanzenwelt.
Es bedarf großer Erfahrung beim Rundholzeinkauf, damit eine optimale Verarbeitung gewährleistet wird.
Die gekauften Rundholzstämme werden im Furnierwerk in einem Nasslager gelagert, bei dem die Baumstämme zum Zwecke der Konservierung künstlich beregnet werden. Durch die Beregnung wird das Porensystem des Holzes gefüllt, das verhindert Schädlingsbefall, Trocken- oder Schwindrisse.
Die Lagerung ist so ohne Qualitätsverlust mehrere Jahre lang möglich.
Ablängen, Zurichten und Entrinden
Im ersten Arbeitsschritt muss der Stamm für die Furnierherstellung vorbereitet werden. Neben der optimalen Ausnutzung und Qualitätssortierung steht dabei das Schaffen einer möglichst fehlerfreien, farblich und strukturell einheitlichen, regelmäßigen Furnierfäche im Vordergrund.
In diesem Arbeitsschritt wird festgelegt, ob das schönste Furnierbild erzielt wird.
Um eine optimale Ausnutzung und Qualitätssortierung zu erreichen, werden die Stämme nach Wuchsmerkmalen, Form und Längenvorgaben abschnittweise eingeteilt und abgelängt. Als Zurichten wird das Längsaufteilen und Zuschneiden des Furnierstammes bezeichnet. Dabei wird der Stamm halbiert, gedrittelt oder geviertelt. Mit dem Entrinden des Stammes werden neben der Rinde auch Fremdmaterialien, wie Steine, Metallteile, Sand oder Erde entfernt.
Dämpfen und Kochen
Um einen qualitativ hochwertigen Schnitt realisieren zu können, müssen die Furnierblöcke „erweicht“ werden. Aus diesem Grund werden sie in großen, mit Wasser gefüllten Becken gedämpft oder gekocht. Neben der notwendigen Geschmeidigkeit wird durch das Kochen die Farbe des Holzes verändert. Dabei entscheidet die Dauer des Kochvorganges über den erzielbaren Farbton. So erhält z.B. die ursprünglich weiße Buche durch das Dämpfen oder Kochen ihren lachsfarbenen bis rötlichen Farbton.
Fehlerfreies Dämpfen und Kochen erfordert langjährige Erfahrung.
Je nach Holzart und gewünschtem Farbton variiert die Dämpf- oder Kochzeit zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen. Auch die Wasserqualität (Härte, chemische Zusammensetzung) spielt eine erhebliche Rolle, aus diesem Grund hat jeder Furnierhersteller eigene Werte entwickelt.
Messern und Schälen
Im nächsten Schritt wird das Holz in dünne Schichten geschnitten – oder wie die Fachleute sagen „gemessert“ oder „geschält.
Vor dem eigentlichen Messervorgang werden die Furnierblöcke ein- bzw. zweiseitig gehobelt, um eine einwandfrei gerade Auflagefläche auf dem Messertisch zu gewährleisten. Beim Messern wird ein Furnierblatt vom Furnierblock geschnitten, indem der Block horizontal oder vertikal bewegt wird. Die Messerführung kann dabei parallel oder senkrecht zur Faserrichtung erfolgen, weshalb in Längs- und Quermessern unterschieden wird. Je nachdem, welche Maschine und welche Aufarbeitungsart gefahren wird, erhält man unterschiedliche Ergebnisse.
Für die Qualität der Aufarbeitung ist es von entscheidender Bedeutung, dass das Messer mit einer Genauigkeit von 0,1 mm exakt eingestellt ist. Nur dann kann eine einwandfreie Qualität garantiert werden.
Trocknen, Beschneiden, Bündeln
Durch das Dämpfen bzw. Kochen der Furnierblöcke vor dem Schneiden sind die Furniere nach dem Schneidprozess nass. Sie werden mit Heißluft bei Temperaturen zwischen 60°C und 180°C auf die gewünschte Endfeuchte, im allgemeinen zwischen 6 % und 12 %, getrocknet.
Zu trockene Furniere sind brüchig und können nicht weiterverarbeitet werden, zu feuchte Furniere können schimmeln und sind dann ebenfalls nicht mehr verwendbar.
Auch beim Trocknen werden von Holzart zu Holzart unterschiedliche Programme hinsichtlich Durchlaufzeit und Temperatur gefahren, die genauestens eingehalten werden müssen. Das Trocknen der noch nassen Furnierblätter geschieht im modernen Furnierwerk im Düsentrockner, der gleichzeitig einen Bügeleffekt hat. Die Abnahme aus dem Trockner erfolgt in Paketen zu je 24 oder 32 Blatt.
Quellen: www.fritz-kohl.de; www.furnier.de; www.rundholzeinkauf.com; https://tu-dresden.de und Franz Kohlmann: Furniere, Lagenhölzer und Tischlerplatten/Rohstoffe, Herstellung, Plankosten, Qualitätskontrolle usw.